Märkte: Erfahrung sammeln
Der Marktsonntag in Coburg liegt nun hinter mir. Obwohl in der Stadt viel geboten war und viele Menschen unterwegs waren, war es für mich ein eher langweiliger Tag mit sehr geringer Einnahme. Trotzdem finde ich es gut, dabei gewesen zu sein und eine weitere Markterfahrung gemacht zu haben. Bei allem, was man tut, kann man lernen. Mir wurde am Sonntag klar, dass es ein Unterschied ist, ob der Stand auf einem Kunsthandwerkermarkt wie beispielsweise in Höhenried ist oder bei einem Stadtfest wie in Coburg.
Unterschiedliche Besucherinteressen
Der entscheidende Unterschied ist, dass bei einem Kunsthandwerkermarkt wie beispielsweise in Höhenried Menschen extra anreisen und Eintritt zahlen, um Kunsthandwerker anzutreffen. Sie sind ganz konkret interessiert an dem, was Menschen wie ich tun. Die Kreativität, das Können und das Exklusive, Außergewöhnliche sind gewünscht und geschätzt. Auf einem Markt wie in Coburg, der als Garnierung für ein Stadtfest dient, zu dem die Menschen kommen, um gesellig beisammen zu sein, Musik zu hören, zu feiern, zu essen und zu trinken – auf so einem Markt schlendern die Menschen zwar an den Ständen vorbei und schauen, aber die wenigsten haben einen Sinn für Kunsthandwerk. Erschwerend kommt der verkaufsoffene Sonntag hinzu, bei dem es im Laden um die Ecke alles zum gewohnt “asiatischen” Preis gibt.
Angebot im Ungleichgewicht
Die meiste Zeit war ich nur an meinem Stand gesessen, aber freilich schaute ich mich auch um, insbesondere in der Hauptstraße, in der es nur so wimmelte. Mein Stand war in einer Seitengasse mit viel weniger Fußgängern. Ob die Menschen bei den anderen Ständen in der sehr belebten Straße mehr gekauft haben? Fest steht, dass das Angebot in einer ziemlichen Schieflage ist. Wir Kunsthandwerker müssen – wenn wir uns nicht gleich verschenken wollen – für ein vergleichsweise kleines, aber liebevoll und sorgfältig gefertigtes Produkt 30 Euro verlangen und im “normalen” Laden gibt es z.B. ein Paar Schuhe für 30 Euro. Das passt einfach nicht zusammen. Das völlig Absurde ist: unser Preis wird als zu hoch empfunden und der Preis der Schuhe wird als normal hingenommen. Dabei ist so ein Preis für ein Paar Schuhe im Grunde völlig pervers und nicht machbar.
Das immergleiche Thema
Ich merkte am Sonntag, dass es das immergleiche Thema ist, das mich umtreibt. Früher schon und heute auch. Dieses Ungleichgewicht auf der Welt, wie wir es uns eingerichtet haben. Dabei geht es ja nicht um die Preise in erster Linie, sondern um die Menschen, die für diese Preise arbeiten. Wie können wir das ändern? Warum wird überhaupt nichts dafür getan, das endlich zu ändern und die Welt zu einem gerechteren Ort zu machen? In dieser Welt gut und glücklich zu leben basiert zum Großteil auf der Verdrängung all dieser Ungerechtigkeiten. Es ist unendlich unbequem, sich darüber Gedanken zu machen und sich bei jedem günstigen Einkauf schlecht zu fühlen. Auch ich muss das im Großen und Ganzen verdrängen, um darüber nicht zu verzweifeln.